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Fairer Handel

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Fairer Handel – eine Definition

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Im Jahr 2001 verabschiedete das Netzwerk FINE (bestehend aus FLO, IFAT, NEWS! und EFTA, den zu diesem Zeitpunkt vier größten internationalen Netzwerken des Fairen Handels) ein Dokument, in dem die Definition und die Prinzipien des Fairen Handels dargelegt wurden.

„Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzent*innen und Arbeiter*innen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Fairhandelsorganisationen engagieren sich – gemeinsam mit den Verbraucher*nnen – für die Unterstützung der Produzent*innen, die Bewusstseinsbildung bei den Konsument*innen sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels.“

Quelle:
WFTO und FLO, Eine Grundsatz-Charta für den Fairen Handel (http://www.fairtrade.de/cms/media/pdf/was_ist_fairer_handel/fairtrade_Grundsatz_Charta_des_fairen_Handels.pdf), Januar 2009. 

Worum geht es im Fairen Handel?

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Die zentrale Zielgruppe des Fairen Handels sind benachteiligte Kleinbäuerinnen und-bauern, Handwerksproduzent*innen sowie Lohnarbeiter*innen auf Plantagen und in Fabriken im globalen Süden. Diesen Menschen sollen durch den Fairen Handel neue Perspektiven und (individuelle und kollektive) Chancen eröffnet werden.

Dies soll auf zweierlei Wegen erreicht werden:

  1. durch die Öffnung von neuen Märkten und Zahlung von fairen Preisen.
  2. durch Änderungen im internationalen Handelssystem und zwar hin zu mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit.

Von der EU wird der Faire Handel als eine der „effektivsten, effizientesten und nachhaltigsten Formen der Entwicklungszusammenarbeit“ anerkannt.

Was bietet der Faire Handel Besonderes?

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Der Faire Handel bietet seinen Handelspartner*innen folgende Leistungen:

Marktzugang für wirtschaftlich benachteiligte Produzent*innen – unter Berücksichtigung kurzer und transparenter Handelsketten und der Förderung von traditionellen Produktionsformen.

Langfristige und faire Handelsbeziehungen: Berücksichtigung aller – direkten und indirekten – Produktionskosten, einschließlich des Schutzes der natürlichen Ressourcen (u.a. Förderung von Bio-Anbau) und der Deckung des zukünftigen Investitionsbedarfs; gemeinsame Bestimmung der Preise und Zahlungsbedingungen (einschließlich der Vorauszahlung auf Wunsch); Verpflichtung zur langfristigen Handelspartnerschaft; Zusammenarbeit auf Basis von Informationsaustausch und Planung, Sicherung angemessener Arbeitsbedingungen.

Aufbau von Fähigkeiten und Stärkung der Organisationen („Capacity Building und Empowerment“): Erwerb eines weitgehenden Verständnisses der Marktbedingungen und -trends; Entwicklung von Wissen, Fähigkeiten und Ressourcen.

Sensibilisierung der Verbraucher*innen und politische Arbeit im Interesse der Produzent*innen („Advocacy“): Mit der Unterstützung der Konsument*innen können Fairhandelsorganisationen als Fürsprecher*innen und Vorkämpfer*innen für umfassendere Reformen der internationalen Handelsregeln auftreten, um das übergeordnete Ziel eines gerechten und ausgeglichenen Welthandelssystems zu erreichen.

Geschäftsabschlüsse sind Teil eines impliziten „Sozialvertrags“: Seitens der Käufer*innen (einschließlich der Endkund*innen) besteht die Bereitschaft zur Zahlung eines fairen Preises sowie zur Gewährung von Vorfinanzierung und Schulungsangeboten, seitens der Produzent*innen die Verbesserung ihrer sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen.

Welche Prinzipien gelten?

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Der Faire Handel im Sinne der Weltladenbewegung orientiert sich an den 10 Standards der World Fair Trade Organization (WFTO). Für die Weltläden sind sie verpflichtend. Fairer Handel definiert sich laut diesen durch:

  1. das Schaffen von Chancen für wirtschaftlich benachteiligte Produzent*innen,
  2. Transparenz und Verantwortlichkeit,
  3. partnerschaftliche Handelspraktiken,
  4. Zahlung fairer Preise,
  5. Ausschluss von ausbeuterischer Kinderarbeit und Zwangsarbeit,
  6. Geschlechtergleichheit, Versammlungsfreiheit, Vermeiden von Diskriminierung,
  7. die Sicherstellung guter Arbeitsbedingungen,
  8. Unterstützung beim Aufbau von Handlungskompetenz und Wissen („Capacity Building“),
  9. Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit für den Fairen Handel,
  10. Umweltschutz.

Internationale Charta des Fairen Handels – FAIR TRADE CHARTER

Im September 2018 wurde ein Referenzdokument für die globale Bewegung des Fairen Handels präsentiert. Es handelt sich um definierte Werte, die alle Mitglieder weltweit vereint: Bewegung des Fairen Handels für mehr Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und eine ganzheitliche Entwicklung, die unsere Welt auch nachfolgenden Generationen gut/verantwortungsvoll hinterlässt. Die Arbeitsgemeinschaft Weltläden hat diese Charta unterzeichnet.

Weiterführende Informationen

Fairer Handel und Du

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Wie kann ich zur Stärkung des Fairen Handels beitragen?

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Jede und jeder Einzelne kann – abhängig von Alter, Beruf, Zeitressourcen, Vernetzungsmöglichkeiten – auch aktiv einen Beitrag leisten, um den Fairen Handel zu stärken. Hier einige erprobte Beispiele und Anregungen für ein Engagement im Fairen Handel:

Fairen Handel zum Thema machen:

  • Rede darüber!
  • Ein Faires Frühstück oder einen Fairen Brunch organisieren und Freunde dazu einladen.
  • „fairtragen“ – faire Kleidung/Schmuck/Taschen tragen und darüber sprechen.
  • „fairschenken“ – Geschenke im Weltladen kaufen und Infos darüber weitergeben.
  • Facebook und andere (soziale) Medien nutzen: Poste deine Überzeugungen zu Fairem Handel und teile dementsprechende Beiträge von befreundeten Seiten. Empfiehl die Seiten des Fairen Handels weiter!
  • Besuche den Weltladentag – einmal jährlich im Mai findet der Weltladentag im Rahmen von Kampagnenwochen statt. Neben Informationen gibt es aktive Teilnahmemöglichkeiten in vielen Weltläden.

Lehrer*innen und Lehrer:

  • Weltläden/Einen Weltladen als Lernort entdecken und den Weltladen/diesen/diese bei der Bildungsarbeit unterstützen, z.B. mit Schulklassen den Weltladen besuchen (bitte vorher anmelden).
  • Fortbildungen organisieren und besuchen – zum Beispiel zu Globalem Lernen von Südwind: www.suedwind.at
  • Einen Fair Trade Point in der Schule einrichten – in Kooperation mit einem Weltladen. Fair Trade Points sind eine Art mobiler Weltladen mit einem ausgewählten Sortiment fair gehandelter Produkte, die von Schüler*innen/Lehrer*innen betreut werden. Sie helfen, sich mit den Grundregeln des Fairen Handels vertraut zu machen. Fair Trade Points gibt es österreichweit an Schulen und sie werden gerne auch am „Tag der offenen Tür“ oder bei Elternabenden eingesetzt.
  • Praktikum im Weltladen? Informiere deine Schüler*innen über diese Möglichkeit.
  • Workshops für Schüler*innen anfordern. In vielen Weltläden gibt es Bildungsverantwortliche, die zu Themen wie Kinderrechte, Bedingungen der Schokoladenproduktion, Klimawandel etc. Workshops vorbereitet haben und gerne auch in Schulen durchführen.

Schüler*innen/Lehrlinge/Studierende:

  • Schnuppertag/Mitarbeit/Praktikum im Weltladen? Frage nach, ob das im Weltladen in deiner Nähe möglich ist.
  • Ferienjob im Weltladen? Frage rechtzeitig im Weltladen nach, ob Bedarf besteht (am besten ein halbes Jahr vorher). Wenn ja, besuche den Grundkurs „Fairer Handel“ der ARGE Weltläden und bringe dich aktiv in das Weltladengeschehen ein (im Verkauf, bei Veranstaltungen usw.).
  • Fachbereichsarbeit/Diplomarbeit/wissenschaftliche Publikation schreiben und Aspekte und Entwicklungen des Fairen Handels thematisieren.
  • Interviews – Mitarbeiter*innen der Arbeitsgemeinschaft Weltläden oder von Weltläden stehen für ein Gespräch gerne zur Verfügung.

Verantwortliche in Unternehmen

Viele Unternehmen haben sich in den letzten Jahren dazu entschlossen, den Fairen Handel zu unterstützen. Auch dafür gibt es eine große Bandbreite an Möglichkeiten, die vom Bezug eines Einzelproduktes, z.B. Kaffee, über Weihnachtsgeschenke für Mitarbeiter*innen bis hin zu Umstellungen im Beschaffungswesen reichen kann.

Pfarren als Kooperationspartner

In vielen Pfarren gehört ein Workshop mit Firmlingen/Konfirmand*innen im Weltladen schon zur Tradition. Der Weltgebetstag der Frauen (Anfang März) und der Weltmissionssonntag (Ende Oktober) sind ebenfalls gute Gelegenheiten, um Produkte des Fairen Handels vorzustellen, zu verkaufen und über den Fairen Handel zu informieren.

FAIRTRADE-Gemeinde werden und bleiben!

Die Initiative „FAIRTRADE Towns“ , im Jahr 2000 in England entstanden, setzt sich seit 2007 auch in Österreich immer mehr durch: Städte, Bezirke und Gemeinden, die sich verpflichten, den Fairen Handel auf lokaler Ebene zu verankern und zu unterstützen, sowie auf die Beschaffung fair gehandelter Produkte in der Gemeinde umstellen wollen, können der Initiative „Faire Gemeinde“ beitreten. Dazu müssen fünf Ziele erreicht werden:

• Ziel 1: Die Gemeinde bekennt sich zu FAIRTRADE.

• Ziel 2: Engagement in der FAIRTRADE-Gruppe

• Ziel 3: FAIRTRADE-Produkte leicht verfügbar machen

• Ziel 4: Lobbying in der Gemeinde für FAIRTRADE-Produkte

• Ziel 5: FAIRTRADE bewerben

Weltweit gibt es bereits über 2.000 Fair Trade Towns in 30 Ländern. Auch in Österreich gibt es mittlerweile über 180 FAIRTRADE-Gemeinden (Stand: Jänner 2019). Weitere Informationen gibt es bei FAIRTRADE Österreich: www.fairtrade.at. In Österreich arbeiten Weltläden in FAIRTRADE-Gemeinde-Arbeitsgruppen mit, um den Fairen Handel zu stärken.

Konsument*innen haben Macht!

Wir alle sind Konsument*innen und entscheiden täglich nicht nur darüber, was wir brauchen und kaufen, sondern vor allem auch darüber, unter welchen Bedingungen diese Produkte hergestellt werden. Zu vielen Produkten des täglichen Bedarfs gibt es schon eine fair gehandelte Variante, z.B. Kaffee, Tee, Schokolade, aber auch Kleidung, Spielzeug, Kunsthandwerk und bio-faire Kosmetika lassen sich im Weltladen finden. Die Nachfrage bestimmt das Angebot: Aktives Fragen nach ökologisch und fair produzierten Produkten lohnt sich in jedem Geschäft, Gasthaus, Café, Bildungshaus, Hotel usw.

Weltladentag feiern

Fairer Handel beschränkt sich nicht nur auf den Konsum von fair gehandelten Produkten. Wesentlich ist auch, sich aktiv für eine Veränderung der globalen Ungerechtigkeiten, also für weltweit faire Lebensbedingungen einzusetzen. Interessierte Menschen haben die Möglichkeit, sich in Kampagnen des Fairen Handels einzuklinken, z.B. im Rahmen des alljährlich im Mai stattfindenden Weltladentages (World Fair Trade Day).

Ein sinnvolles Ehrenamt finden

Die Weltläden sind immer wieder auf der Suche nach Menschen, die bereit sind, sich zu engagieren – sei es projektbezogen (z.B. bei einer Fairen Modenschau, am Weltladentag oder anderen Veranstaltungen), auf lange Sicht im Verkauf, in der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit oder im Vorstand des Vereins. Hier findest Du den Weltladen in deiner Nähe: www.weltladen.at

Wer beantwortet meine restlichen Fragen?

Eine Broschüre kann natürlich nicht alle Fragen beantworten. Der Faire Handel entwickelt sich ständig weiter und bringt damit immer wieder neue Themen ein. Wir freuen uns über weitere Fragen und werden versuchen, sie zu beantworten.

Fairer Preis und Wertschöpfung

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Was heißt hier Fairer Preis?

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Im Fairen Handel zahlen zertifizierte Händler der ProduzentInnengruppe einen fairen Preis der Verschiedenstes abdeckt.

Im Fairen Handel zahlen zertifizierte Händler der ProduzentInnengruppe einen Preis, der sowohl die durchschnittlichen Produktionskosten deckt als auch zur Deckung der Lebenshaltungskosten ausreicht und daneben auch noch etwas übrig lässt für gemeinschaftliche, entwicklungsbezogene Aktivitäten der Genossenschaften und Betriebe.

Was allerdings im Detail unter einem „fairen Preis“ zu verstehen sein soll, das bereitet dem Fairen Handel seit Anbeginn Schwierigkeiten, und wird wohl auch immer Gegenstand intensiver Diskussionen bleiben. Dies ist nicht zuletzt auch Ausdruck der Tatsache, dass die Lebensrealitäten in vielen Ländern der Welt doch sehr unterschiedlich sind und nicht so einfach verglichen werden können. Was für die einen ProduzentInnen also schon ein „fairer“ Preis sein mag, kann in einem anderen Land womöglich noch nicht einmal ausreichen, um die Produktionskosten zu decken.

Im Rahmen der Entwicklung des FAIRTRADE-Gütesiegels (siehe „Was garantiert das FAIRTRADE-Gütesiegel?“) sind weltweit einheitliche Regelungen eingeführt worden, die auf die jahrzehntelangen Erfahrungen spezialisierter Fairhandelsorganisationen aufbauen.

Für jedes der besiegelten Produkte gibt es:

  • Einen garantierten Mindestpreis (Fairtrade Minimum Price, unabhängig vom Weltmarktpreis): Liegt der jeweilige (Welt)marktpreis darüber, muss der höhere Marktpreis vom Händler an die ProduzentInnengruppe bezahlt werden.
  • Einen für Entwicklungsprojekte reservierten Zuschlag, der als FAIRTRADE-Prämie bezeichnet wird. Die ProduzentInnenorganisationen erhalten von den HändlerInnen eine FAIRTRADE-Prämie, die für gemeinnützige Projekte (für Soziales, Infrastruktur und Bildung) oder auch Investitionen in die Produktion verwendet werden kann.
  • Darüber hinaus gibt es auch noch Zuschläge für Bio-Qualität.

Je nach Lage auf dem Weltmarkt, sprich an den Rohstoff-Warenbörsen, können die vom Fairen Handel bezahlten Preise im Vergleich für die Bäuerinnen und Bauern einen Riesenvorteil oder auch nur eine geringe Besserstellung darstellen. Im Gegensatz zu den anonymen Marktmechanismen strebt der Faire Handel aber immer eine existenzsichernde Absicherung nach unten an!

Für viele HandelspartnerInnen ist es nicht so sehr der Preis selbst, der im Vordergrund steht, als vielmehr andere wichtige Aspekte, die zu einer „fairen“ Handelsbeziehung gehören, wie die Verpflichtung der Abnehmer Vorauszahlungen zu leisten, wenn dies seitens der ProduzentInnen gewünscht wird, längerfristigere Verträge, usw.

Bei Handwerksprodukten sind die Preise des Fairen Handels für die HandelspartnerInnen manchmal nicht höher als die des kommerziellen Handels. Für Handwerksprodukte gibt es keine (relativ einheitlichen) Weltmarktpreise: Es gibt einfach eine zu große Vielfalt an unterschiedlichen Produkten mit verschiedenen Verwendungszwecken, die aus unterschiedlichen Rohstoffen und in unterschiedlicher Produktionsweise hergestellt werden. Ein „fairer“ Preis für einzelne Handwerksprodukte lässt sich dann oft nicht einmal mehr im zeitintensiven Dialog mit den HandelspartnerInnen ermitteln.

Aber auch hier sind es oft andere Aspekte, die für die ProduzentInnen genauso wichtig oder noch wichtiger sind, wie z.B. langfristige Zusammenarbeit oder auch Aktivitäten in Richtung gemeinsamer Produkt- und Qualitätsentwicklung.

Wie viel vom EndverbraucherInnenpreis eines fair gehandelten Produktes bekommen die ProduzentInnen?

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Eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage lässt sich nicht geben...

Eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage lässt sich nicht geben. Dazu sind die Elemente, die in die Gestaltung des Endverkaufspreises einfließen, einfach zu unterschiedlich.

Aufschluss über das Zusammenspiel unterschiedlicher Aspekte der Preiszusammensetzung (das Produkt selbst, die ProduzentInnengruppen, die ökonomische Realität des Landes, die Kostenstruktur der Importeure (z.B. unterschiedlich hohe Zölle, usw.) sowie auch die Handelsspannen, die für Großhandel und Einzelhandel reserviert werden) bieten am besten so genannte Musterkalkulationen, die von einigen Fairhandelsorganisationen regelmäßig zu einzelnen Produkten publiziert werden. Sie deuten darauf hin, dass der den ProduzentInnen am einzelnen Produkt zukommende Prozentanteil des Nettoverkaufspreises (also abzüglich der dem Finanzministerium zufließenden Umsatzsteuer) zwischen rund 15% und 35-40% liegen kann.

Wie viele US$ oder Euro für das einzelne Rohprodukt mit Gütesiegel zu zahlen sind, legen die Standards der Gütesiegelorganisationen im Detail fest. Diese sind für jedes einzelne Produkt unter www.fairtrade.net abrufbar.

Die Beantwortung der Eingangsfrage ist aber auch deshalb schwierig, weil der Faire Handel ja grundsätzlich seine Überweisungen nicht an die einzelnen ProduzentInnen tätigt, sondern an deren Organisationen (z.B. Genossenschaft oder Dorfgruppe) oder ihre Arbeitgeber.

Bei organisierten KleinproduzentInnen wird ein Teil des „Fairen Preises“ zur Deckung der Kosten oder für Investitionen der Organisation verwendet, ein weiterer Teil oft für Gemeinschaftsprojekte, wie Gesundheitsstationen oder Schulprojekte reserviert.

Im Fall von Unternehmen werden in der Regel mit der Unternehmensführung und den gewählten ArbeitervertreterInnen Vereinbarungen getroffen, die die Unternehmen verpflichten, den Mehrpreis für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und zusätzliche soziale Leistungen zu verwenden.

Warum kosten fair gehandelte Produkte oft unterschiedlich viel, je nachdem wo ich sie kaufe?

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Die Gütesiegelorganisationen geben nur Preise auf der PartnerInnenseite vor.

Was den ProduzentInnen für das einzelne Produkt zu bezahlen ist, ist durch die produktspezifischen FLO-Standards bis ins Detail geregelt.

Die Endverkaufspreise, zu denen das Produkt dann letztlich im Geschäft erworben werden kann, sind hingegen nicht geregelt, und auch von Gesetzes wegen nicht regelbar. Hier entscheidet jedes einzelne Unternehmen, aufgrund seiner eigenen Kostenstruktur oder etwaiger taktischer oder strategischer Überlegungen, in welcher Höhe es den Preis für das einzelne Produkt fixiert.

Sind fair gehandelte Produkte zu teuer?

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Auf den ersten Blick mag es manchmal so scheinen, als wären Produkte des Fairen Handels für die KonsumentInnen teurer als konventionelle.

Oft hat dieser Eindruck seine Ursache leider in einem schiefen Vergleich, wenn z.B. Bio-Kaffee aus Fairem Handel mit einem Billigkaffee eines Discounters verglichen wird. Da kann und will der Faire Handel nicht mithalten! Bei Preisvergleichen zwischen konventionellen und FAIRTRADE-Produkten muss man daher darauf achten, Produkte derselben Qualitätskategorie zu vergleichen (z.B. Bio oder nicht Bio-Qualität, FAIRTRADE-Kaffee vs. konventionellen reinen Arabica-Sorten).

Nicht alle FAIRTRADE-Produkte kosten tatsächlich mehr als ihre konventionellen Gegenstücke. Wenn das aber der Fall ist, geht es doch oft nur um überschaubare Dimensionen. Bei den Bananen z.B. beträgt der Unterschied manchmal bis zu einem Euro pro Kilo, pro Einzelfrucht also rund 20 Euro-Cent mehr.

Dafür gibt es verschiedene Erklärungsmöglichkeiten:

  • Fair gehandelte Produkte sind oft aufgrund der besonderen Produktionsmethoden von höherer Qualität.
  • Größenordnung der Produktion: Kleine Losgrößen kommen ProduzentInnen und VerarbeiterInnen bei jedem Schritt (Verpackung, Transport etc.) teurer zu stehen, weil sie bei Preisverhandlungen nicht große Mengen anbieten können.
  • Die Endverbraucherpreise werden von den Einzelhandelsfirmen festgesetzt. Weder FLO noch die nationalen FAIRTRADE-Initiativen üben Einfluss auf die Preisgestaltung im Einzelhandel aus. FLO setzt nur den Preis fest, der vom Händler direkt an die ProduzentInnenorganisationen bezahlt werden muss.

Letztlich sind diese Beträge der Preis für die ethische Qualität, also das hohe Maß an Umwelt- und vor allem Sozialverträglichkeit, das in jedem Produkt des Fairen Handels mitgekauft wird. Für einen fairen Preis bekommen die KundInnen zumeist ein Spitzenprodukt, welches nicht nur ihnen Freude und Genuss bereitet, sondern auch denjenigen, die es hergestellt haben, und auch für die Umwelt positive Auswirkungen hat.

Wo und wie finde ich Produkte aus dem Fairen Handel?

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Anders als früher lassen sich Produkte des Fairen Handels in ganz Österreich heutzutage leicht finden.

Über 90 Weltläden, die Fachgeschäfte für Fairen Handel und Verkaufsstellen, bieten eine attraktive Vielfalt an fair gehandelten Waren: Lebensmittel (wie Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze, usw.), bio-faire Mode, Körperpflege- und Homestyle-Produkte, sowie ein breites Sortiment an (Kunst-)Handwerksprodukten (Schmuck & Accessoires, Taschen & Lederwaren).

So sind eine ganze Reihe von Lebensmittelprodukten (wie Aufstriche, diverse Fruchtsäfte, frische Früchte (wie Ananas, Kiwi, etc.), Getreide, Gewürze, Honig, Hülsenfrüchte, Kaffee, Kakao, Reis, Schokolade, Speiseöl, Süßwaren, Tee, Trockenfrüchte/Nüsse, Zucker) sowie einige wenige Non-Food-Produkte (Baumwollprodukte, Fußbälle und Rosen) in insgesamt rund 5.000 Geschäften österreichweit erhältlich. Hier unterscheidet das FAIRTRADE-Gütesiegel die fair gehandelten Produkte vom Rest des Sortiments.

Auch mehr als 1.500 Cafés, Bäckereien, Hotels, Restaurants und Kantinen sind landesweit inzwischen auf einzelne Fairtrade-Produkte umgestiegen.1 In diesen Fällen lohnt ein zielgerichteter Blick in die Speisenkarte oder ein genaues Hinschauen und/oder Nachfragen.

Kunsthandwerkprodukte tragen kein FAIRTRADE-Gütesiegel, das für agrarische Produkte entwickelt worden ist und sich eigentlich nicht auf Handwerksprodukte anwenden lässt. Es ist nämlich schwierig bzw. unmöglich, einheitliche Standards für kunsthandwerkliche Produkte zu erarbeiten, denn die Produkte bestehen häufig aus verschiedenen Materialien; die Bestandteile werden oft von unterschiedlichen ProduzentInnen bezogen; die Produktionsprozesse für die einzelnen Materialien sind sehr unterschiedlich. Trotzdem gibt es zahlreiche Kunsthandwerkprodukte aus Fairem Handel. Man erkennt sie am Logo der WFTO bzw. an den Logos der Fairhandelsorganisationen.

Quelle:
FAIRTRADE Österreich, Jahresbericht 2012/13, April 2013 (http://www.fairtrade.at/fileadmin/user_upload/PDFs/Download/FAIRTRADE_Jahresberichte/FT_JB1213_web.pdf).

Fair gehandelte Produkte im Weltladen und bei anderen: Ist es dasselbe?

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Ja und nein.

FAIRTRADE-Produkte in den großen Supermarktketten stammen von den gleichen, manchmal auch denselben ProduzentInnenorganisationen wie im Weltladen. Das Produkt wurde diesen auch zu den gleichen Bedingungen abgekauft. In beiden Fällen steht das FAIRTRADE-Gütesiegel als Garant dafür, dass hier ein Produkt aus kontrollierter Quelle zu fairen Bedingungen bezogen wurde.

Dennoch bleibt ein nicht unwichtiger Unterschied bestehen: Der Preis, den ich für ein Produkt bezahle, wird auf die gesamte Handelskette aufgeteilt, und davon müssen alle Glieder dieser Kette leben können. Bei einem Einkauf im klassischen Fairen Handel verbleibt der Nettopreis zu 100% im Fairen Handel und seinen Strukturen (wie dem Weltladen selbst oder anerkannten Fairtrade-Importeuren) und kann somit für die Stärkung dieser Strukturen oder auch für Informations- und Bildungsarbeit genutzt werden. Beim Einkauf in anderen Verkaufskanälen ist dies nicht der Fall.

Gibt es Zwischenhandel im Fairen Handel?

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Der direkte Handelsaustausch zwischen ProduzentInnen und KonsumentInnen ist (noch?) nicht möglich.

Um die Distanz zwischen beiden zu überbrücken, braucht es die verschiedenen Glieder, die zur arbeitsteiligen Handelskette des Fairen Handels dazuzählen.

In der Regel sind dies die eigene Organisation der ProduzentInnen, manchmal auch eine Exportorganisation, in Europa dann eine Import- und Großhandelsorganisation, und letztlich die Einzelhändler, bei denen die KonsumentInnen die Produkte erstehen. Manchmal verlängert sich der Weg durch weitere Zwischenstationen, was mit dem Anspruch des Fairen Handels, möglichst allen unnötigen Zwischenhandel auszuschalten, nicht immer 100%-ig zusammenpasst.

Gänzlich ausgeschlossen ist hingegen nicht-fairer oder auch ausbeuterischer Zwischenhandel, bei dem die eine Seite die Notlage der anderen ausnutzt, um den Preis zu drücken. Im Bereich Kaffee gehören dazu die so genannten „Coyotes“, die den Bäuerinnen und Bauern den Kaffee zu einem Preis unterhalb des Marktpreises abkaufen, wenn die Bauern/Bäuerinnen dringend auf Geld angewiesen sind. Häufig sind solche „Coyotes“ auch gleichzeitig Geldverleiher oder Fuhrunternehmer, von denen die Bäuerinnen und Bauern abhängig sind.

Siehe hierzu auch die Frage „Wer sind die HandelspartnerInnen?“

Sollten die Produkte nicht stärker im Ursprungsland verarbeitet und verpackt werden, um mehr Wertschöpfung im Land zu lassen?

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Grundsätzlich ist dies natürlich wünschenswert, in der Praxis aber leider nicht ganz einfach und in vielen Fällen aus den unterschiedlichsten Gründen nicht umsetzbar.

Da gibt es z.B. Produkte, zu deren Fertigstellung sinnvollerweise europäische Zutaten verwendet werden, wie z.B. bei der aus Rohstoffen unterschiedlichster Provenienz in Europa erzeugter Schokolade (mit europäischer Milch), oder solche Produkte, die sinnvollerweise in unfertigem Zustand transportiert werden, wie z.B. der Orangensaft, der seinen Weg über die Meere in Form eines Konzentrats nimmt, das erst in Europa wieder mit Wasser verdünnt wird.

Manchmal werden auch unterschiedliche nationale Geschmacksvorlieben, wie z.B. bei Kaffeeröstungen, angeführt. Möglicherweise geht es da aber nicht so sehr um den Geschmack als um die bei lokaler Röstung im Kaffeeland wesentlich kompliziertere Warendisposition und die aufgrund vieler Unsicherheiten schwierigere Kalkulationsbasis. So musste schon vor vielen Jahren der in Kuba geröstete „Cubita“-Kaffee von der EZA Fairer Handel wieder aus dem Sortiment genommen werden, weil der Einstandspreis des Kaffees einen kostendeckenden Verkauf nicht mehr zuließ.

Dennoch gibt es im Fairen Handel auch heute schon einige Produkte, die genauso wie sie aus dem Ursprungsland weggehen, hier bei uns in den Handel gelangen. Dazu gehören z.B. die getrockneten Früchte aus den Philippinen, die Tees aus Sri Lanka in ihren handgeflochtenen Verpackungen, u.v.m. Handwerksprodukte werden selbstredend zur Gänze in den Ursprungsländern gefertigt. Da verbleibt also die gesamte Wertschöpfung im Lande selbst.

Gütesiegel

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Was garantieren das FAIRTRADE-Gütesiegel und das WFTO-Label?

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Das FAIRTRADE-Gütesiegel ist ein Produktsiegel. Das FAIRTRADE-Gütesiegel zeigt den Kund*innen, dass das Produkt aus fairem Handel stammt, das heißt bei der Herstellung werden bestimmte soziale, ökologische und ökonomische Kriterien eingehalten und die Produzent*innenorganisation wird von FLO-CERT, der Prüfungs- und Zertifizierungsstelle für Fairtrade-Standards, regelmäßig überprüft. Das Gütesiegel gibt keine Information über die anderen nicht gekennzeichneten Inhaltsstoffe des Produktes, sowie über die Handels- oder Sozialpraktiken des Unternehmens.

Produkte, die das WFTO-Label tragen, werden von geprüften Fair-Trade-Organisationen hergestellt und gehandelt, die sich für eine nachhaltige Fair-Trade-Wirtschaft einsetzen und deren Praktiken entlang der Lieferkette anhand der 10 Prinzipien des Fairen Handels überprüft wurden (siehe auch „Fairer Handel international: Wer gehört dazu?“ und „Fragen über Kontrollen im Fairen Handel“).

Wofür stehen FAIRTRADE-Standards bei FAIRTRADE-zertifizierten Plantagen?

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FAIRTRADE arbeitet nicht nur mit Kleinbäuerinnen- und -bauernkooperativen zusammen, sondern in einigen Produktbereichen auch mit Plantagenbesitzer*innen und-betreiber*innen (u.a. Tee, frische Früchte oder Blumen)1. Manche Produkte werden fast ausschließlich (z.B. Tee, Blumen) oder größtenteils auf Plantagen kultiviert (z.B. Bananen).

Die Zahl der Kleinbäuerinnen- und Kleinbauernfamilien und Beschäftigten auf Plantagen im FAIRTRADE-System stieg im Jahr 2016 auf 1,66 Millionen. 1,48 Millionen der Produzent*innen gehören Kleinbäuerinnen- und Kleinbauernkooperativen an. 25% der FAIRTRADE-Produzent*innen sind Frauen (https://www.fairtrade.at/de/was-ist-fairtrade/wirkung/zahlen-und-fakten.html, abgerufen am 15.01.2019).

Bei den Arbeiter*innen auf Plantagen, Blumenfarmen und Teegärten steht die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen im Vordergrund. Durch ein demokratisch gewähltes Arbeiter*innengremium – das FAIRTRADE-Prämienkomitee - können sie selbst bestimmen, in welche Projekte die FAIRTRADE-Prämie investiert werden soll. Managementvertreter*innen gehören ebenfalls dem Komitee an, haben aber nur eine beratende Funktion und kein Stimmrecht. Nur bei offensichtlich betriebsschädigender Verwendung der FAIRTRADE-Prämie dürfen sie ein Veto einlegen.

Auch auf Plantagen gelten klar definierte soziale und ökologische Standards:

  • Soziale Grundrechte der lohnabhängigen Plantagenarbeiter*innen müssen gewährleistet sein.
  • Zwangsarbeit und ausbeuterische Kinderarbeit sind verboten – d.h. jene Arbeit, die der Entwicklung der Kinder schadet, bei der ihre seelische und körperliche Gesundheit beeinträchtigt wird oder die ihnen den Schulbesuch verwehrt oder erschwert.
  • Maßnahmen zum Gesundheitsschutz und zur Sicherheit am Arbeitsplatz
  • Gewerkschaftsfreiheit
  • Mitspracherecht
  • Zulassung einer eigenständigen Vertretung der Beschäftigten
  • Selbständige Verwaltung der FAIRTRADE-Prämie durch ein Gremium ausgewählter Vertreter*innen der Arbeiter*nnen und Management (Joint Body): Stärkung der Arbeitnehmervertreter*innen durch Schulungen in den Bereichen Finanzen, Dokumentation und Verwaltung.
  • Nutzung der FAIRTRADE-Prämie ausschließlich für Projekte, die vom Joint Body demokratisch ausgewählt wurden: Prinzipiell darf die FAIRTRADE-Prämie nicht zugunsten der Plantagenbesitzer*innen verwendet werden und soll dazu dienen, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten zu verbessern
  • Schutz der Umwelt

Es gibt viele Gütesiegel und Auslobungen: Welche sind tatsächlich empfehlenswert für den nachhaltigen Einkauf?

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In den letzten Jahren boomen Umwelt- und Soziallabel, so dass es für die Verbraucher*innen immer schwieriger wird, sich einen Überblick zu verschaffen und eine wohlbegründete Einkaufsentscheidung zu treffen.

Wer sich einen genauen Überblick über die Vielfalt der im Handel gängigen umwelt- und sozialverträglichkeitsbezogenen Gütesiegel verschaffen will, sei auf die spezialisierte Webseite https://label-online.de/ verwiesen, auf der viele Labels beschrieben und beurteilt werden.
Der Label-Kompass www.bewusstkaufen.at/guetezeichen.php vom österreichischen Ministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus wird durch Expert*innen geprüft und ist übersichtlich präsentiert.

Auch die Zeitschrift KONSUMENT des Vereins für Konsument*inneninformation (VKI) bietet immer wieder aktuelle Informationen (www.konsument.at).

FAIRTADE Gütesiegel und Fairer Handel: Gibt es da einen Unterschied?

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Mit FAIRTRADE wird in Österreich – genauso wie in vielen anderen Ländern – die Gütesiegelorganisation des Fairen Handels bezeichnet. Der Begriff wird auch für das Siegel und für damit ausgelobte Produkte verwendet.
Waren, die mit dem FAIRTRADE-Siegel ausgezeichnet werden, stammen von Produzent*innen-Gruppen bzw. Unternehmen, die sich nach den international gültigen Richtlinien von Fairtrade International haben zertifizieren lassen. Von diesen Produzent*innen-Organisationen kann jedes Handelsunternehmen Waren zu den jeweils gültigen FAIRTRADE-Bedingungen einkaufen und diese als FAIRTRADE-Produkte verkaufen. Um das Siegel nutzen zu können, müssen Händler*innen die entsprechenden FAIRTRADE-Standards einhalten und eine Lizenz erwerben. Es ist somit nicht erforderlich, dass der/die Importeur*in/ Großhändler*in/ Verkäufer*in (z.B. ein Supermarkt) selbst voll und ganz nach den Grundsätzen des Fairen Handels ausgerichtet ist.

Der Faire Handel („Fair Trade“) will die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen am Beginn der Lieferkette verbessern und ihre politische und wirtschaftliche Position stärken. Im Laufe der Jahre haben sich so zahlreiche Organisationen und verschiedene Ansätze des Fairen Handels entwickelt. Sie beziehen sich jedoch auf gemeinsame Grundsätze und Werte.

Am 25. September 2018 wurde die neue Internationale Charta des Fairen Handels veröffentlicht. Es ist ein gemeinsames Referenzdokument für die globale Bewegung des Fairen Handels. Die World Fair Trade Organization (WFTO, der weltweit größte Zusammenschluss von Fair-Handels-Akteur*innen) und FAIRTRADE International (der Zusammenschluss aller nationalen FAIRTRADE-Organisationen) haben diese in den letzten Jahren unter Einbeziehung vieler Fair-Handels-Akteur*innen erarbeitet. Die Charta legt die grundlegenden Werte des Fairen Handels fest – Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und ganzheitliche Entwicklung, die unsere Welt auch nachfolgenden Generationen gut hinterlässt – und definiert eine gemeinsame Vision zur Umsetzung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (www.fair-trade.website/the-charter-1).


WFTO-Kriterien

Fairer Handel umfasst also auch Produkte, die nicht mit dem FAIRTRADE-Gütesiegel versehen sind, weil es keine weltweit anerkannten Kriterien für den gesamten Kunsthandwerksbereich gibt.

WFTO-Mitgliedsorganisationen, wie z.B. die ARGE Weltläden, fühlen sich diesen Prinzipien verpflichtet und achten bei sich selbst sowie bei allen anderen Handelspartner*innen auf deren Einhaltung. Dies geschieht mittels eines Auditsystems, welches kostengünstige Selbstevaluierungen mit wechselseitigen Kontrollen und Überprüfungen von unabhängigen Dritten kombiniert.

Verbreitete Siegel in Österreich (Auswahl)

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FAIRTRADE-Gütesiegel

Das FAIRTRADE-Siegel steht für fair angebaute und gehandelte Produkte: Alle Zutaten eines Produktes, die unter FAIRTRADE-Bedingungen erhältlich sind, müssen nach FAIRTRADE-Standards gehandelt sein. Dieses Produkt-Siegel bezeichnet Monoprodukte (Bsp. Bananen, Kaffee), die physisch rückverfolgbar sind.
   
Handelt es sich bei dem Produkt um kein Monoprodukt, sondern um ein Mischprodukt (Bsp. Kekse, Schokolade), und alle Zutaten dieses Produktes sind aus FAIRTRADE-Quellen, dann ist das FAIRTRADE-Produkt-Siegel zusätzlich mit einem Pfeil gekennzeichnet, der auf weiterführende Informationen auf der Rückseite hinweist. Produkte, die mit Mengenausgleich hergestellt wurden, sind ebenfalls mit einem Pfeil neben dem Siegel gekennzeichnet und verfügen diesbezüglich über eine Erklärung auf der Rückseite des Produktes. Möglich ist das/ (...), beispielsweise bei Kakao, Zucker, Fruchtsaft und Tee. 
   
Die FAIRTRADE-Zutaten-Siegel beziehen sich auf einen einzelnen fair angebauten und gehandelten Rohstoff. Nur diese angegebene Zutat im Mischprodukt ist FAIRTRADE-zertifiziert – also beispielsweise die FAIRTRADE-Rosen im gemischten Blumenstrauß oder der FAIRTRADE-Kakao im Schokoriegel.
   
Das EU-Bio Siegel ist eines der bekanntesten und am meisten verbreiteten Siegel für Nahrungsmittel.
   
Naturland Fair: Die hohen ökologischen Standards zeigen sich in den Richtlinien vom internationalen Verband für ökologischen Landbau, die strenger als die gesetzlichen Anforderungen der Öko-Richtlinien der EU sind. Der Anteil der Rohstoffe aus fairen Handelsbeziehungen muss über 50% Trockengewicht im Produkt betragen. Der Faire Handlungsansatz bezieht sich auf den Handel sowohl mit dem globalen Süden als auch mit den Bäuerinnen und Bauern im Norden (z.B. Molkerei- und Getreideprodukte)  (www.naturland.de/).
   
fair + bio: eigenes Zeichen des Weltladen-Lieferanten DWP eG Fairhandelsgenossenschaft.
Ca 90% der Produkte von DWP sind bereits Bio-zertifiziert (www.weltpartner.de/de/hilfe-service/siegel-zeichen).
   
Gepa fair+: Die Gepa ist das größte Fair-Handelsunternehmen in Europa. Mit dem eigenen Zeichen „GEPA fair+“ möchte das Unternehmen zeigen, dass es höhere Ansprüche als die aktuellen internationalen Standards hat; über EZA Fairer Handel in den österreichischen Weltläden erhältlich.
   
„Fair-Handzeichen“ von Zotter (eingeführt 2018): Das gesamte Sortiment wird in Bio-Qualität und fair hergestellt. Das neue Logo ist eine Reaktion des Herstellers auf die Massenbilanzierung (bzw. den Mengenausgleich) im Fairtrade-System und steht für die physische Rückverfolgbarkeit der Rohstoffe zu 100%.
   
Rainforest Alliance: Siegel des Sustainable Agriculture Network, einem Zusammenschluss von Umweltschutzorganisationen; umfassende Kriterien im Bereich Ökologie, Soziales, Ökonomie sind dafür zu erfüllen (www.rainforest-alliance.org).
   
UTZ Certified: Programm und Gütesiegel für den nachhaltigen Anbau von Kaffee, Tee und Kakao. Bäuerinnen und Bauern können geeignetere Anbaumethoden erlernen, ihre Arbeitsbedingungen verbessern und umfassender für ihre Kinder und die Umwelt sorgen; reichere Ernten und vielfältigere Perspektiven sind dadurch möglich (www.utzcertified.org).

Welche Gütesiegel mit Fokus auf Textilien gibt es?

Bei der Auswahl von Textilien sollen vertrauenswürdige Siegel soziale Standards und Umweltschutz garantieren. Für den Weltladen sind diese relevant:  

FAIRTRADE-Produkt-Siegel für fair angebaute und gehandelte Rohbaumwolle, die über alle Produktionsschritte direkt rückverfolgbar ist und die getrennt von Nicht-FAIRTRADE-Baumwolle weiterverarbeitet wird.

Eine vereinbarte Menge Rohbaumwolle wird zu FAIRTRADE-Bedingungen eingekauft und ist ab der Spinnerei indirekt d.h. mittels Dokumentation durch FLOCERT rückverfolgbar.

GOTS - Global Organic Textile Standard

 

Das GOTS Siegel ist das vertrauenswürdigste und umfassendste Siegel für fair produzierte Naturtextilien. Das Siegel wurde von mehreren internationalen Naturtextilverbunden entwickelt und 2006 eingeführt. GOTS bietet weltweit einheitliche Richtlinien mit strengsten ökologischen und sozialen Kriterien für die Verarbeitung von Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern über die gesamte textile Kette; klar definierter Produktionsprozess vom Anbau der Faser bis zum fertigen Produkt (Baumwollanbau, Spinnen, Stricken, Weben, Nassveredelung, Konfektion).

Die Textilen müssen aus mindestens 70% zertifizierten Fasern aus Bio-Anbau bestehen. Die übrigen 30% können aus synthetischen Materialien wie recyceltem Polyester sein; Verzicht auf bedenkliche Chemikalien; nur Farbstoffe und Hilfsmittel, deren toxikologische und ökologische Wirkungen überprüft und als unbedenklich definiert wurden. Die GOTS-Sozialstandards basieren auf den Kriterien der "International Labour Organisation" (ILO): Verbot von Zwangsarbeit, Kinderarbeit, Misshandlung und Diskriminierung, gerechte Löhne, Arbeitsschutz und Vereinigungsfreiheit. Die Einhaltung der Sozialstandards wird von unabhängigen Kontrollstellen in den Betrieben vor Ort kontrolliert (www.global-standard.org/de/).

Kinderarbeit und Kinderrechte

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Gibt es Kinderarbeit im Fairen Handel?

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Seit Beginn ist es den Aktiven im Fairen Handel ein Anliegen, dafür zu sorgen, dass die Arbeitsbedingungen der Produzent*innen möglichst umwelt- und sozialverträglich sind. Dazu gehört selbstverständlich die Wahrung der Kinderrechte.

Die Mitarbeit von Kindern im eigenen Familienverbund wird dabei nicht generell verboten. Kinder lernen durch Mithilfe im Haushalt, in der Landwirtschaft oder im Handwerk Fertigkeiten, bekommen Selbstvertrauen und können sich weiterentwickeln. Entscheidend dabei ist, dass die Kinder ihrem Alter und ihren Fähigkeiten entsprechend beteiligt werden. Dieses Mitwirken an dem, was die Eltern tun, gehört vielfach auch bei uns zum Alltag.

Keinen Platz im Fairen Handel hat die ausbeuterische Kinderarbeit. Durch sie werden viele/die Rechte von Kindern und Jugendlichen massiv verletzt. Zum Beispiel das Recht auf Bildung: Arbeitende Buben und Mädchen haben oftmals nicht die Zeit, eine Schule zu besuchen und Hausaufgaben zu machen. Auch das Kinderrecht auf Freizeit wird beschnitten. Wegen der Arbeit bleibt keine Zeit zum Spielen. Insbesondere gefährliche und schwere Arbeiten, wie z.B. in Minen, in Steinbrüchen oder auf Tabakplantagen negieren/verunmöglichen das Recht jedes Kindes auf Gesundheit. Die Hauptursache der Kinderarbeit ist Armut. Nur eine gerechte Bezahlung der Produzent*innen, wie sie im Fairen Handel erfolgt, beugt Kinderarbeit vor/stellt ein probates Mittel gegen Kinderarbeit dar.

Einige Aktivitäten des Fairen Handels haben in den letzten Jahren dazu beigetragen, das allgemeine Wissen um die Kinderechte zu stärken. Beispiele hierfür sind u.a. das thematische Aufgreifen der Kinderarbeit in der Schokoladenindustrie (europäische Kampagne für faire Schokolade 2013, makechocolatefair.org/), in der Produktion von Fußbällen sowie die zweijährige Kampagne der europäischen Weltläden kids@work von 2006-2007 oder Workshops zum Thema Kinderarbeit und Kinderrechte.

https://unicef.at/kinderrechtsarbeit-oesterreich/kinderrechte/

©Ruth Rehwald

Produzent*innen und Handelspartner*innen

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Wer sind die ProduzentInnen und HandelspartnerInnen?

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Kleinbäuerinnen und -bauern, Kunsthandwerker*innen und Lohnarbeiter*innen in Afrika, Asien und Lateinamerika

Die Weltläden arbeiten ohne private Gewinnausschüttung. Ein wesentlicher Anteil des erwirtschafteten Geldes wird in den Fairen Handel sowie in den Weltladen/die Weltläden investiert und kommt so direkt oder indirekt den Produzent*innen zugute. Das sind vor allem Kleinproduzent*innen, Handwerker*innen, Kleinbäuerinnen und -bauern, Plantagenarbeiter*innen und deren Familien, Genossenschaften und Selbsthilfegruppen in den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas.

Handelspartner*innen im Fairen Handel sind:

  • Zusammenschlüsse von Produzent*innen, z.B. lokale Genossenschaften oder Dachverbände von mehreren Genossenschaften,
  • Unternehmen mit starker sozialer und ökologischer Ausrichtung,
  • NGOs, die sich der Förderung von Produzent*innen verschrieben haben,
  • manchmal auch Exportmittler*innen, wenn Handelspartner*innen selbst keine eigene Exportlizenz haben.

Der Kontakt zu Organisationen des Fairen Handels kann auf vielfache Art zustande kommen, z.B. über bereits bestehende Kontakte zu anderen Produzent*innengruppen, persönliche Kontakte (z.B. Besuche von Produzent*innen in Europa, Teilnahme an nationalen und internationalen Netzwerken, Fachkonferenzen und Handelsmessen, durch Vermittlung über Hilfsorganisationen, u.a. durch systematische Suche nach Organisationen des Fairen Handels, nach bestimmten Produkten oder Partner*innen in einem bestimmten Land usw.).

Heute ist der Faire Handel weltweit eine der größten sozialen Bewegungen.

Die Zahl der Kleinbauernfamilien und der Beschäftigten auf Plantagen im Fairhandels-System stieg bis Ende 2016 auf 1,66 Millionen. Es gibt über 1.400 Fairtrade-Produzent*innen-Organisationen in 73 Ländern.
Quelle: Fairtrade International – Annual Report 2017

Die WFTO hat über 400 Mitglieder in 70 Ländern.

Quelle: WFTO – Annual Report 2017

Etwa sieben Millionen Menschen im globalen Süden profitieren heute vom Fairen Handel. Je nach Perspektive ist dies viel und wenig zugleich. Langfristiges Ziel ist es, dass der Faire Handel zur Norm wird. Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sind deshalb gleichermaßen gefordert, einem neuen Qualitätsbewusstsein zum Durchbruch zu verhelfen, das auch und vor allem die Menschen hinter den Produkten wahrnimmt.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Verkauf fair produzierter und gehandelter Produkte deutlich gesteigert. Zwar bieten die Weltläden als Pioniere des Fairen Handels immer noch das umfassendste Sortiment an, jedoch finden sich auch in österreichischen Supermärkten immer mehr FAIRTRADE-zertifizierte Produkte. Mittlerweile bieten/offerieren rund 5.000 Verkaufsstellen in Österreich Produkte aus dem Fairen Handel. Dabei gehört Österreich im europäischen Vergleich zu den Märkten mit gutem Potential.

Quelle: https://www.fairtrade.at/de/unternehmen/service/zahlen-und-fakten.html

Kontroll- und Sicherungssysteme im FAIREN HANDEL

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Wie sehen die Kontrollen des FAIRTRADE-Gütesiegels aus?

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Alle an der FAIRTRADE-Handelskette beteiligten Organisationen, Firmen, Produzent*innenorganisationen, Export-und Importorganisationen unterliegen dem strengen Kontroll-und Zertifizierungssystem von FLO-CERT GmbH, der Prüfungs- und Zertifizierungsstelle für Fairtrade-Standards.

Der Zertifizierungsprozess beginnt am Anfang der Handelskette, also in den Produzent*innenländern. Alle FAIRTRADE-besiegelten Produkte stammen ausschließlich von solchen Produzent*innenorganisationen, die regelmäßig von FLO-CERT besucht und nach einheitlichen Verfahren inspiziert werden. Mehr als 100 geschulte Auditor*innen führen weltweit vor Ort die Kontrollen nach einheitlichen Verfahren bei allen relevanten Vertragspartner*innen durch.

Es wird regelmäßig überprüft, ob die von den Importeuren mit den Produzent*innen geschlossenen Verträge den FLO-Kriterien entsprechen, ob die Mengen und die Preise der Produkte passen, usw. So wird über die ganze Kette hinweg sichergestellt, dass alle besiegelten Produkte tatsächlich fair gehandelt wurden und die Mehreinnahmen auch tatsächlich den Produzent*innenorganisationen zufließen.

FLO-CERT arbeitet weltweit mit einem transparenten und vereinheitlichten System, welches den Anforderungen der ISO-Norm 65 folgt. Dabei nutzt FLO-CERT den Prüfungskatalog SCORE (= strengthen the CORE, den Kern stärken). Es gibt verpflichtende Kernkriterien, die die FAIRTRADE-Grundwerte widerspiegeln und eine solide Basis für die Entwicklung und Stärkung der Produzent*innengruppen bilden. Des Weiteren gibt es Entwicklungskriterien, die den Fortschritt in der Produzent*innenorganisation aufzeigen und dabei helfen, Strukturen zu stärken, längerfristig zu planen und zu investieren (https://www.fairtrade.at/was-ist-fairtrade/kontrollen.html).

Gibt es auch noch andere Kontrollen im Fairen Handel?

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Für alle Aktivitäten, die sich nicht auf FAIRTRADE besiegelte Produkte beziehen (Lebensmittel, für die es keine FLO-Kriterien gibt, wie z.B. Gewürze, oder auch Handwerksprodukte) sorgen die Fairhandelsorganisationen für ein vielfältiges Netz an Kontrollen und Überprüfungen.

Das Monitoring-System der WFTO für alle Mitglieder

Das Monitoring-System verbindet interne und externe Kontrollen, um die Transparenz, Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit der Fair-Handels-Organisationen zu erhöhen.

Das WFTO-System besteht aus mehreren Komponenten: u.a. einer ausführlichen Selbstauskunft (self-assessment) und einem externen Audit. Die Auditor*innen überprüfen die Arbeit der Mitglieder auf Basis der zehn WFTO-Prinzipien für Fairen Handel:

  1. Chancen für wirtschaftlich benachteiligte Produzent*innen
  2. Transparenz und Rechenschaftspflicht
  3. Faire Handelspraktiken
  4. Zahlung eines fairen Preises
  5. Verbot von Kinderarbeit und Zwangsarbeit
  6. Verpflichtung zur Nicht-Diskriminierung, Geschlechtergerechtigkeit und Vereinigungsfreiheit
  7. Gewährleistung guter Arbeitsbedingungen
  8. Förderung der Fähigkeiten/ Weiterbildung
  9. Förderung des Fairen Handels
  10. Schutz der Umwelt

Dabei werden die Arbeitsweise der gesamten Organisation betrachtet und konkrete Verbesserungs- und Entwicklungsschritte festgelegt.

Eigenes Kontrollsystem für Nicht-Mitglieder der WFTO

Alle Mitglieds-Organisationen der WFTO müssen ein eigenes internes Monitoring-System für die Zulieferer/Produzent*innengruppen aufbauen, die nicht durch ein von der WFTO anerkanntes Kontrollsystem überprüft werden.

Im Falle der ARGE Weltläden behält sich der Dachverband das Recht vor, nur ausgewählten Importorganisationen zu erlauben, Produkte in die Weltläden zu liefern. Die sogenannten „anerkannten Lieferant*innen“ (im Dezember 2018 waren es 28) werden im Auftrag der ARGE Weltläden regelmäßig von einem externen Auditor überprüft und entsprechend der WFTO-Prinzipien beurteilt. Dabei wird größter Wert darauf gelegt, dass die Unternehmen sich in allen Facetten ihres Unternehmertums fair und partnerschaftlich verhalten und möglichst in allen Aspekten der Definition des Fairen Handels (also z.B. auch Anwaltschaft und Bildungsarbeit) entsprechen

(www.weltladen.at/fairer-handel/anerkannte-lieferantinnen/, https://wfto.com/standard-and-guarantee-system/guarantee-system, Stand: Dezember 2018).

Einen guten Überblick zum Thema bietet auch das deutsche FORUM FAIRER HANDEL auf seiner Homepage
(http://www.forum-fairer-handel.de/fairer-handel/kontrollsysteme).

Weltläden und ARGE Weltläden

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Was ist das Besondere an den Weltläden?

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Fair gehandelte Produkte finden sich heute in vielen Geschäften. Doch nur in den Weltläden fließen die Erlöse aus dem Fairen Handel wieder vollständig in diesen ein. Aufgrund ihrer Geschichte besitzen die Weltläden großes Know-how auf diesem Gebiet.

Die Weltläden stehen für einen gerechteren weltweiten Handel. Sie sind damit eine echte Alternative zu den bestehenden Welthandelsstrukturen. Die Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, sind Warenverkauf, Informations- und Bildungsarbeit sowie politische Aktionen und Kampagnen. Die Weltläden arbeiten vorrangig mit wirtschaftlich und politisch benachteiligten Produzent*innengruppen zusammen. Weltläden sind mehr als reine Verkaufsorte. Sie sind Orte der Begegnung sowie des Dialogs und ein Modell dafür, wie Handel auf Augenhöhe mit Partner*innen weltweit praktisch funktionieren kann.

  • Warenverkauf: Weltläden verstehen sich als Brücke zwischen Produzent*innen und Konsument*innen. Den Produzent*innen bieten die Weltläden die Möglichkeit, ihre Produkte ohne unnötigen Zwischenhandel an die Konsument*innen zu bringen. Den Konsument*innen bieten sie die Möglichkeit, in einem ansprechenden Ambiente aus einer breiten Vielfalt von Produkten des Fairen Handels auswählen zu können.
  • Informations- & Bildungsarbeit: Fairer Handel und seine Anliegen verstehen sich nicht (immer) von selbst. Kund*innen werden darüber informiert, woher ein bestimmtes Produkt stammt, unter welchen besonderen Bedingungen es hergestellt wurde und welchen Weg das Produkt auf seiner Reise nach Österreich genommen hat. Die Bildungsarbeit der Weltläden beschränkt sich nicht nur auf Erwachsene, sondern schließt auch junge Menschen mit ein, denen im Rahmen von Workshops an Schulen oder im Weltladen diesbezüglich Wissen vermittelt wird.
  • Kampagnenarbeit: Weltläden sind sich dessen bewusst, dass durch Verkauf und Bildungsarbeit allein ihren Zielen noch nicht ausreichend gedient ist. Deswegen arbeiten sie gemeinsam auf internationaler Ebene, bei Aktionen und Kampagnen zusammen. Dabei geht es immer darum, die politischen Entscheidungsträger*innen für die Belange des Fairen Handels zu interessieren und sie in ihren Entscheidungen zu Gunsten von mehr Fairness im internationalen Handelsaustausch und zur Unterstützung des Fairen Handels zu beeinflussen. Einmal jährlich wird dazu im Mai der Weltladentag (international bekannt als „World Fair Trade Day“) begangen.

Diese drei Aufgabengebiete machen die Weltläden zu „Fachgeschäften für Fairen Handel“.

Wie funktionieren Weltläden?

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Weltläden werden mehrheitlich von Vereinen geführt, die sich für gerechtere Beziehungen zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden einsetzen.

Weltläden vernetzen sich in Österreich im Dachverband der Arbeitsgemeinschaft Weltläden. Damit verpflichten sie sich zur Einhaltung der WFTO-Kriterien und der selbstgegebenen Kriterien des Fairen Handels. Weitere wesentliche Übereinkünfte aller österreichischen Weltläden sind: ein gemeinsames Erscheinungsbild, Mindest-Öffnungszeiten, die Mitwirkung an gemeinsamen österreichweiten Aktionen, Teilnahme an Vernetzungstreffen sowie an Fortbildungsangeboten für die Mitarbeiter*innen.

Im Weltladen arbeiten in der Regel sowohl bezahlte als auch ehrenamtliche Personen/Mitarbeiter*innen im Team zusammen. Der Verkauf und die dazugehörigen Aufgaben in den Bereichen Bildung, Information und Kampagnen werden aufgeteilt. In der Regel arbeiten in einem Weltladen zwischen 5 und 30 Ehrenamtliche mit.

Wer ist die ARGE Weltläden und was tut sie?

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Die Arbeitsgemeinschaft Weltläden oder kurz ARGE Weltläden ist die Dachorganisation und Servicestelle der 90 Weltläden und Weltladen-Verkaufsstellen in Österreich und deren Träger*innen (Stand: Jänner 2019). Die ARGE Weltläden wurde 1982 von zwölf Dritte-Welt-Läden mit dem Ziel gegründet, die Kooperation zwischen den Weltladen-Gruppen zu verbessern, Aus- und Fortbildungen für Weltladenmitarbeiter*innen anzubieten, ihre Interessen gegenüber den Lieferant*innen von fair gehandelten Produkten zu vertreten und in der Öffentlichkeit entwicklungspolitische Zusammenhänge aufzuzeigen. Die ARGE Weltläden vergibt die eingetragene Marke Weltladen an ihre Mitglieder.

Ziel der ARGE Weltläden ist es, den Fairen Handel der Weltläden zu festigen und weiterzuentwickeln. Dies will sie im Wesentlichen durch die Stärkung und den Ausbau des Weltladennetzes, die Weiterbildung der Mitglieder, sowie durch allgemeine Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit für den Fairen Handel erreichen.

Mit österreichweiten und regionalen Weiterbildungsveranstaltungen für ihre Mitglieder und die Zivilgesellschaft fairstärkt die ARGE Weltläden das Wissen über den Fairen Handel und setzt sich damit aktiv für ein gerechteres Weltwirtschaftssystem ein.

Und was ist mit den benachteiligten Produzent*innen aus Europa?

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Einige Fairhandelsorganisationen beziehen einzelne Produkte (z.B. Korbwaren und Kräutertees) von benachteiligten Produzent*innen in Südosteuropa. Der Fokus des Fairen Handels wird aber weiterhin auf der Fairbesserung der ungerechten Handelsbeziehungen zwischen dem globalen Norden und den benachteiligten Regionen im globalen Süden liegen.

Entwicklung der Weltladenbewegung in Österreich

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Im Jahre 1977 eröffnete in Innsbruck der erste Weltladen Österreichs. In den folgenden zwei Jahrzehnten erlebte die Weltladen-Bewegung einen unglaublichen Aufschwung. Mitte der 1990er gab es bereits über 50 Weltläden in Österreich, heute sind es 90 Fachgeschäfte für Fairen Handel in allen österreichischen Bundesländern/in ganz Österreich.